Die vier Säulen
Erläuterungen zum Entwurf des Architekten Herrn Liebner
Der neue Glockenturm entwickelt sich aus vier massiven tragenden Säulen, ähnlich der vier Evangelien, welche die „tragenden Säulen“ des Neuen Testamentes bilden. Die Säule des Markus, Namensgeber der Kirchgemeinde und Verfasser des ältesten Evangeliums ist mit dem Turmkreuz eng verbunden und in der Höhe leicht hervorgehoben. Alle Säulen streben himmelwärts, symbolisiert durch den schräg zulaufenden oberen Abschluss und ihrem hellen, nahezu weißen Farbton.
Der neue Glockenturm nimmt neben theologischen Bezügen in seiner Gestaltung besondere Rücksicht auf das vorhandene Ensemble bestehend aus Kirchsaal und Wohnhaus, beides helle Gebäude mit schrägen Dächern.
Mit seiner leichten Drehung nach Ost-West lehnt er sich an die traditionelle Läuterichtung an und wirkt darüber hinaus als verbindendes räumliches Element in Richtung der Grundstückseingänge an Heinrich-Zille-Straße und Schrote. Durch Präsenz, Turmkreuzausrichtung und Licht wird am viel begangenen Schrote-Wanderweg bei Tag- und Abendstunden ein besonderer Akzent gelegt.
Zwischen die vier Säulen ist die Glockenstube eingefügt, äußerlich bekleidet mit Schall-Lamellen, die den Klang gleichmäßig in alle Himmelsrichtungen verteilen und das hölzerne Material des Glockenstuhls konzeptionell nach außen bringen.
Mit der Errichtung des neuen Turmes ist eine in Teilbereichen neue Gestaltung des Vorplatzes zwischen Kirchsaal und Wohnhaus erforderlich, um den Turm würdig in die Freianlagen einzubinden. Hierbei könnten dauerhafte Sitzmöglichkeiten um den „Kirchhof“ entstehen, ein Treffpunkt vor und nach den Gottesdiensten.
Unter dem Turm ergibt sich durch die Säulenanordnung ein geschützter Raum, z. B. zum Nachdenken über besondere Verse der vier Evangelien, jeweils eingearbeitet in die vier tragenden Säulen. Auch eine Unterbringung von Spenderplatten wäre hier denkbar, z. B. im Turmfußboden.
(veröffentlicht im „Kirchenfenster“ für März bis Mai 2020)